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„Mein Arzt hat mir gesagt, meine Magenschmerzen seien
psychosomatisch.“ Nicht selten beginnt mit diesen oder ähnlichen Worten der
erste Kontakt zwischen Patient und Psychotherapeut. Was verbirgt sich aber
hinter dem Begriff Psychosomatik? Und was versteht man unter psychischen,
psychogenen oder psychiatrischen Erkrankungen?
Eine erste Hilfe zum besseren Verständnis kann ein Blick
auf die Wortstämme geben. So dürfte bekannt sein, dass „psyche“
aus dem Griechischen kommt und „Seele“ bedeutet, sich „Psychotherapie“
also mit der Behandlung seelischer Störungen beschäftigt. Mit dem Begriff
„Psychosomatik“ wird eine Verbindung zwischen Psyche und Soma (=Körper)
hergestellt, wodurch deutlich wird, dass hier das Zusammenspiel von Körper
und Seele betrachtet wird. Der Begriff „psychisch“ beschreibt einen
allgemeinen Zusammenhang mit der Psyche, während sich „psychogen“ von „Psychogenie“
(=psychische
Bedingtheit einer Erkrankung) ableitet.
Im deutschen Gesundheitswesen gibt es zwei medizinische
Gebiete, die sich mit der Untersuchung und Behandlung psychischer Erkrankungen
befassen. Dies sind die Psychiatrie und die Psychotherapeutische
Medizin. Für beide Bereiche gibt es jeweils eine mehrjährige
Facharztausbildung, die mit einer Prüfung abgeschlossen wird. Die beiden
Gebiete sind oft nicht klar voneinander abgrenzbar, das heißt es gibt
Krankheiten, die hier wie dort behandelt werden können.
Etwas vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass in
der Psychiatrie psychische Krankheiten behandelt werden,
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bei denen der Grad der
Störung ausgeprägter ist, d.h. dem
genetischen (=angeborenen oder vererbten) Anteil und/oder der Erfahrung eines
traumatischen (=verletzenden) Ereignisses eine größere Bedeutung
zukommt,
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die ausgeprägtere Auswirkungen auf die eigene und
zwischenmenschliche Lebensführung haben (schwierigere soziale Integration),
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bei denen zumeist eine
medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka erforderlich ist und
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eine
Psychotherapie nur in den nicht-akuten Phasen ansetzen kann.
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Beispiele sind
manisch-depressive Erkrankungen, Schizophrenien, Persönlichkeitsstörungen
(z.B. Borderline), ausgeprägte Angst- und Zwangsstörungen, hirnorganische
Erkrankungen (z.B. Morbus Alzheimer), Suchterkrankungen sowie
Lebenskrisen mit akuter Suizidalität (=Selbstmordgefährdung). In der Regel
ist eine mehrwöchige bis mehrmonatige
stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Abteilung oder Klinik
erforderlich.

Die
Psychotherapeutische Medizin befasst sich hingegen mit psychischen
Störungen, die sich aus der individuellen Lebensgeschichte mit seinen
frühkindlichen Prägungen und erlernten Verhaltensmustern erklären lassen.
Eine medikamentöse Behandlung erfolgt hier allenfalls begleitend und
unterstützend. Im Vordergrund steht jedoch die Psychotherapie, in der dem
Patienten geholfen werden soll, Zusammenhänge zwischen seinen Lebens- und
Verhaltensmustern einerseits und seinen Beschwerden und Problemen andererseits
zu erkennen und zu verstehen. Ziel psychotherapeutischer Behandlung ist es,
neue, für den Patienten verträglichere Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Hierzu soll er einen Zugang zu seinen eigenen, noch ungenutzten
Ressourcen (=Verhaltensmöglichkeiten) bekommen.
Beispiele für Erkrankungen,
die psychotherapeutisch behandelt werden können, sind
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reaktive Störungen auf
Belastungen (anhaltende Überforderung, anhaltende zwischenmenschliche
Konflikte, körperliche Krankheiten) und nach Gewalterfahrungen,
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neurotische
Störungen (wie neurotische Depression, Angstneurose etc.),
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Organneurosen (das
heißt körperliche Beschwerden ohne gravierende organmedizinische Befunde,
z.B. funktionelle Magen-Darm-Beschwerden),
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Psychosomatosen (das heißt
körperliche Krankheiten mit entsprechenden Befunden, bei denen psychische
Faktoren eine entscheidende Rolle spielen) und
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Verhaltensstörungen (wie
Essstörung, Sucht, Selbstverletzung).
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Der
Begriff Psychosomatik wird zumindest im deutschsprachigen Raum mit
wenigstens zwei unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht, wodurch nicht selten
Missverständnisse auftreten:
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Manche verstehen unter psychosomatischen
Krankheiten alle körperlichen Beschwerden, an deren Ursache die psychische
Situation in irgendeiner Weise beteiligt ist. Hierzu zählen dann auch funktionelle Beschwerden, also
solche ohne krankhafte Organbefunde ebenso wie körperliche Krankheiten, an
deren Entstehung psychische Faktoren beteiligt waren (z.B. grippaler
Infekt während einer Prüfungsvorbereitung). Hier wird der psychosomatische
Begriff also sehr weit gefasst. |
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Der Begriff der
Psychosomatik im engeren Sinne meint hingegen sehr umschriebene organische
Erkrankungen, die auch von den organmedizinischen Fachrichtungen
diagnostiziert werden, bei deren Entstehung allerdings psychische Faktoren
eine entscheidende Rolle spielen. Und dies sowohl hinsichtlich der Entstehung
der Krankheit als solcher (z.B. Asthma bronchiale, Neurodermitis, rheumatische
Arthritis, essentieller Bluthochdruck, Magengeschwür, M. Crohn/ Colitis
ulcerosa) als auch im Sinne der Auslösung eines akuten Schubes (z.B.
Asthma-Anfall). Vereinfacht gesagt, geht man davon aus, dass sich in diesen
Krankheiten Grundgefühle ausdrücken, die anders nicht erlebt werden können.
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